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Interviewgespräch über das Entstehen eines Nebengebäudes für Werkstatt, Depot und Mehrzweckraum im archeoParc

Im Zuge der Erweiterungsarbeiten im Freilichtbereich wird Ende des Monats auch der Grundstein für ein besonderes Gebäude gelegt: Der archeoParc erhält ein eigenes Depot mit einem Werkstattbereich und einem Mehrzweckraum, der an manchen Tagen auch für die Besucher zugänglich sein wird. Damit gehen 15 Jahre Nutzung verschiedener Garagen und Lagerräume des Dorfes zu Ende… Simone Bacher hat ein Interview mit den Eltern des Projekts geführt: Karl Josef Rainer, Bürgermeister der Gemeinde Schnals, Herbert Niederfriniger, Holzexperte und Geschäftsführer von soligno Reinverbund GmbH aus Prad am Stilfserjoch und Johanna Niederkofler, archeoParc-Leiterin und Ideatorin des neuen Areals im Freilichtbereich.

Was macht das neue Gebäude aus?

Johanna Niederkofler: Mir fallen zwei Besonderheiten des neuen Gebäudes ein. Erstens wird das Gebäude uns – meinem Team und mir – die tägliche Arbeit wesentlich erleichtern. In seiner Konzeption steckt neben dem Wissen der Techniker unsere Kenntnis der Arbeitsprozesse drin. Zweitens wird das Gebäude zeigen, wie man heute ohne Klebstoffe und Metallverbindungen mit Holz bauen kann. Damit schlägt das Gebäude eine Brücke zur Zeit von Ötzi und zur jahrhundertelangen bäuerlichen Holzbautradition im Tal. Wenn es fertig ist, werden auf unserem Gelände unmittelbar nebeneinander Nachbauten von Holzhäusern aus der Steinzeit und ein modernes Holzhaus stehen.

Herbert Niederfriniger: So werden Parallelen und Gegensätze zwischen früher und heute sichtbar. Das Spannendste für mich ist, dass das Mehrzweckgebäude zeigen wird, welch schönes und wertvolles Bau-Resultat die Materialien von damals heute ergeben… Der Werkstoff Holz bleibt immer derselbe, er ist nur mit anderen Maschinen und anderen Techniken verarbeitet. Das finde ich spannend darzustellen, vor allem für ein Museum wie den archeoParc.

Wie funktioniert das Bausystem, das Sie mitentwickelt haben, Herr Niederfriniger? Wie sind Sie auf die Idee dazu gekommen?

Herbert Niederfriniger: Das System funktioniert eigentlich ganz einfach: Es ist ein mehrlagig stehender Block aus Holzbohlen, der mit Gratleisten zusammengehalten wird. Es handelt sich um eine reine Holz-Holz-Verbindung.
Wie ich dazu gekommen bin? Ich wollte mein Haus bauen und die auf dem Markt befindlichen Materialien und Systeme haben mir alle nicht wirklich zugesagt. Als Förster wollte ich natürlich ein Vollholzhaus bauen, am liebsten leimfrei. Da hab ich begonnen zu tüfteln und zu überlegen…
Die Idee zu diesem System kam mir dann eigentlich über Nacht. Der Weg bis zur Realisierung und Vermarktung war dann allerdings noch weit. Die Idee hatte ich 2005, operativ wurde unsere Firma dann erst 2007.

Wie ist es zu der Zusammenarbeit von der Gemeinde Schnals mit soligno Reinverbund GmbH gekommen?

Herbert Niederfriniger: Persönlich verbindet mich mit dem Schnalstal sehr viel. Ich war als Förster vier Jahre lang für Schnals zuständig und deshalb habe ich hier auch einen bestimmten Bekannten-und Freundeskreis. Als der archeoParc 2001 neu errichtet wurde war ich zuständig für das Freigelände.
Die Idee, im neuentstehenden Areal des archeoParc-Freilichtbereichs zu zeigen, dass das Material Holz, das schon vor 5.300 Jahren verwendet wurde, auch heute noch zum Einsatz kommt, kam irgendwann ganz von selbst. Schön, dass die Gemeinde Schnals die Idee aufgegriffen hat und mitträgt.

Karl Josef Rainer: Im Rahmen der Erweiterungsarbeiten im Freilichtbereich des archeoParc ist ein neues Mehrzweckhaus mit Werkstatt, Lager und anderen Räumlichkeiten geplant. Dafür wollten wir einen Bau, der mit dem Konzept des Museums übereinstimmt und auch optisch ins Bild passt. Da bietet sich ein Holzhaus natürlich an. Soligno Reinverbund GmbH hat uns ein interessantes Angebot gemacht und das Vollholzsystem, das die Firma verbaut, passt sehr gut zum archeoParc. Außerdem haben wir Herrn Niederfriniger ja schon 2001, beim Bau der ersten Hütten im Freigelände kennen-und schätzen gelernt.

Was macht für Sie persönlich Holz als Baustoff besonders?

Herbert Niederfriniger: Holz ist ein lebendes Material, ein warmes Material, das auf die Menschen behaglich und gesundheitsfördernd wirkt. Holz ist leicht zu bearbeiten und vor allem wächst es nach, es bindet Kohlenstoff und gibt Sauerstoff frei.

Karl Josef Rainer: Holz wird seit jeher für den Bau von Häusern verwendet. Auch im Schnalstal haben beispielsweise Holzbauernhäuser und holzgetäfelte Stuben Tradition. Ich persönlich assoziiere Holzbau mit Behaglichkeit und Wärme. Ich bin sehr froh darüber, dass man dieser natürlichen und nachhaltigen Ressource im Bauwesen wieder zunehmend Beachtung schenkt.

Johanna Niederkofler: Seine natürlichen Grenzen.

Wie wird das neue Gebäude genutzt werden?

Johanna Niederkofler: Das neue Gebäude dient als Depot. Es wird einen Raum für das pädagogische Team geben und eine Werkstatt, in der unser Haustechniker und alle, die in der Programmentwicklung für die die Besucheraktivitäten mitarbeiten, einen Arbeitsplatz bekommen.
Außerdem entsteht zur Straßenseite hin eine Raum, der vielfältig genutzt werden kann: als Besprechungszimmer für uns intern, als Wohnraum für Praktikanten und zwischendurch als Raum für Besichtigungen. So können unsere Besucher vergleichen, wie man in der Steinzeit mit Holz gebaut hat und wie man das heute tut. Ganz ohne Entbehrungen der vergangenen Jahrhunderte und Jahrtausende. Und im Wissen, sich selbst und der Welt Gutes zu tun.