Interviewgespräch anlässlich der Sonderausstellung zur Kulturgeschichte der Moose
Im archeoParc gibt es ab Juli eine Sonderausstellung zur Kulturgeschichte der Moose. In einem Interview mit Wolfgang und Andrea Hofbauer, welche unsere neue Ausstellung zusammen mit der archeoParc-Direktorin Johanna Niederkofler gestaltet haben, hat Lena Wellenzohn Spannendes erfahren. Die beiden Biologen kommen aus Nordtirol und sprechen über die Moose, den Zusammenhang der Moose mit Ötzi und schaffen zudem eine Brücke in die heutige Zeit:
Worum geht es in der Ausstellung?
Andrea und Wolfgang Hofbauer: Moose sind interessante Lebewesen, die auch seit alters her in verschiedenen Bereichen der menschlichen Kultur Verwendung finden. Trotzdem spielen sie in unserem Bewusstsein meist nur eine untergeordnete Rolle. In dieser Ausstellung wollen wir zeigen, wie vielfältig und spannend die Welt dieser oft unscheinbaren Pflanzen ist. Ein besonderes Augenmerk haben wir auf Moose, die typisch sind für die Region – etwa die Haarmützenmoose – und auf die Zeit von Ötzi gelegt.
Jede Moosart folgt ganz eigenen Ökologien. Auch von dieser Vielfalt erzählt die Ausstellung. Wir wollen die Besucher:innen anregen, sich mit den Moosen und Varietäten, die sie selber sehen, auseinanderzusetzen und ihre Ähnlichkeiten und Unterschiede zu entdecken.
Wie ist die Idee zur Ausstellung entstanden?
Wolfgang Hofbauer: Meine Frau und ich begeistern uns schon lange für die Lebensformen der Moose. Bereits in unseren Diplomarbeiten befassten wir beide uns mit der Bestimmung und Verbreitung von Laub- und Lebermoosen. Als dann Ötzi gefunden wurde, half ich James Holms Dickson, Honorarprofessor von der Universität Glasgow, bei der Erfassung der rezenten Verbreitung der Moos-Beifunde zum Mann aus dem Eis. Unter uns nennen wir diese die „Ötzimoose“. Und an meiner Arbeitsstelle am Fraunhofer Institut für Bauphysik, setze ich mich schon seit Jahren mit Themen wie (Moos-)Begrünung und Wachstum von Algen und Pilzen an Gebäudeoberflächen auseinander.
Andrea Hofbauer: Immer wieder werden wir mit der Frage konfrontiert, ob bzw. was Ötzi mit Moosen getan hat. Im Herbst des vorvergangenen Jahres haben wir uns mit der vagen Idee einer Ausstellung über Moose an Johanna Niederkofler gewandt und im vergangenen Jahr darüber länger geplaudert. Da ist die eigentliche Idee entstanden.
Welche Moose hat man bei Ötzi gefunden?
Andrea Hofbauer: Mit der Bestimmung der Moose, die man bei Ötzi fand, war Prof. Dickson betraut. Die Moose, die als Beifunde identifiziert wurden, gehören zu ganz unterschiedlichen Gruppen. Da sind einmal eine ganze Menge Hochgebirgsmoose und Moose, die an Gesteinen wachsen. Mit dabei sind aber auch mehrere Moose, die auf der Meereshöhe der Fundstelle von Ötzi, damals wie heute nicht gedeihen können. Diese haben wichtige Hinweise zu Herkunft und Lebewelt des Eismannes gegeben. Deshalb gab es ein Forschungsprojekt, bei dem die Verbreitung dieser Moose untersucht wurde. Wolfgang hat dort viele Jahre mitgearbeitet.
Was macht man mit Moosen heute?
Andrea und Wolfgang Hofbauer: Moospflanzen werden in den verschiedensten Bereichen verwendet. Sehr häufig als Deko-Objekt in der Floristik, Innenraumgestaltung, sowie Wandbegrünungen und Gartendesign, aber auch zur Luftgütemessung, Luftverbesserung und als Ionenaustauscher. Nicht zu vergessen die große Bedeutung des Moosunterwuchses in unseren Wäldern, der als Wasserreservoir dient.
An welches Publikum richtet sich die Ausstellung?
Andrea und Wolfgang Hofbauer: Wir möchten mit dieser Ausstellung alle Besucher des archeoParc ansprechen und ihnen einen kleinen Einblick in die Vielfalt und den Nutzen dieser Pflanzen vermitteln. Besonders Laien auf diesem Gebiet sollen mit einem „Aha-Erlebnis“ überrascht und zum Staunen gebracht werden.