Die Rückankunft der Schafe, die den Sommer über auf den Hochweiden verbrachten, ist seit Jahrhunderten an zahlreichen Orten der Welt ein willkommener Anlass für Festlichkeiten. So auch im Schnalstal.
Es ist Montag, es regnet, der archeoParc Schnalstal wartet auf seine ersten Tagesbesucher. Scheinbar nichts lässt die Besonderheiten der beginnenende Woche verraten. Und doch wird aufmerksamen Augen aufgefallen sein, dass an den einen und anderen Wiesen des Schnalstals seit heute wieder Schafe weiden. Sie sind gestern von ihren Sommerweiden am Rofenberg im hinteren Ötztal über das Hochjoch und das Schutzhaus Schöne Aussicht am Schnalser Talschluss in Kurzras angekommen. Sie verbringen heute also den ersten Tag der Herbstweide auf den Wiesen des Gehöfts ihres Bauern.
Ihre Mitgeschöpfe aus dem mittleren Vinschgau sind heute und morgen noch unterwegs. Ihr Heimweg nach Laas und Kortsch führt sie über das Taschljöchl zur Kortscher Alm ins Schlandrauntal und nach der Übernachtung dort nach Hause.
Zeitgleich bereiten sich weitere Bauern des Tales auf die Rückholung ihrer Schafe vor. An den kommenden Tagen werden die Schafe auf den Sommerweiden im Niedertal – ebenfalls im hinteren Ötztal gelegen – zu ihren Sammelpätzen getrieben. Ihren Heimweg treten diese dann am Samstagmorgen über das Niederjoch und das Schutzhaus Similaunhütte nach Vernagt an. Von dort geht es dann wie gestern für manche direkt nach Hause während auf andere der Weitergang über Taschljöchl und Schlandrauntal wartet.
Die Schafe mit dem längsten Nachhauseweg legen in diesen Tagen 45 Kilometer Wegstrecke und 5.000 Meter Höhenunterschied zurück. Wegen dieser beeindruckenden Distanzen zählen die Schaftriebe aus dem mittleren Vinschgau zu den Sommerweiden im hinteren Ötztal heute zusammen mit Viehtrieben in anderen Regionen Italiens und in Albanien, Andorra, Frankreich, Griechenland, Luxemburg, Österreich, Kroatien, Rumänien und Spanien zum immateriellen Weltkulturerbe “Transhumance, the seasonal droving of livestock” der UNESCO (dt. “Transhumanz, saisonale Vietriebe”).
Feiern und genießen rund um die Rückkehr der Schafe im Schnalstal
Rund um die Rückankunft der Schafe finden Veranstaltungen statt: Hirtenfeste, Vorträge, Kulinarik-Events.
Mit im Programm ist heuer erstmals ein Festival zeitgenössischer Performances, das Nomad Fest. Künstler und Künstlerinnen aus verschiedenen Ländern Europas interpretieren Themen der lokalen Praktiken der Tranhumanz: Literatur, Musik, Tanz und Theater der Theaterkompagnie TeatroNatura aus Rom, des Silence Teatro aus Bergamo, von Arianna Porcelli Safonov aus Mittelitalien, Lukas Lobis aus Brixen, Akemi Takeya und Sebastian Bauer aus Wien und des Kollektivs Funduk aus Rom. Funduk ist seit Anfang des Monats als Artists in Residence im Schnalstal zu Gast, unter anderem bei uns im archeoParc.
Die Veranstaltungen finden ab Freitag, 13. September, 18:00 Uhr in Karthaus, in Kurzras und in Vernagt statt bzw. bei ungeeigneter Witterung im Haus der Gemeinschaft in Unser Frau. Detailinformationen zum Programm gibt die Website der Tourismusinformation.
Die vergnügliche Woche beschließt neben den Veranstaltungen des Nomad Fest der traditionelle Festbetrieb rund um die Rückankunft der Schafe am Vernagter Stausee. Der Schafzuchtverein des Tales lädt mit Musik, Speiß und Trank zum gemeinsamen Feiern.
Kulinarisches rund um das Schnalser Schaf bieten bis Ende des Monats die Spezialitätenwochen, an denen sich 18 Landwirte, Restaurants, Buschenschanke, Almen und Schutzhütten des Schnalstals beteiligen. Zusammen mit weiteren Lanwirten, Handwerkern, Händlern und bewussten Verbrauchern bilden diese ein lokales Netzwerk, das von der Tourismusgenossenschaft Schnalstal koordiniert wird und Teil des Presidi-Projekts der internationalen Slow Food Stiftung für biolgische Vielfalt ist.
Die Gaststätten sowie eine Auswahl der gebotenen Speisen stellt die Broschüre der Spezialitätenwochen vor.
Veranstaltungen in der Ausstellung “Das Tal, in dem man Ötzi fand” im archeoParc
Das archeoParc-Team lädt zu Führungen und Kurzvorträgen mit Aperitif und kleiner Verkostung von lokalen Produkten in die Dauerausstellung zur Geschichte des Schnalstals im Erdgeschoss des archeoParc-Besucherzentrums.
Die Veranstaltungen finden bis Ende Oktober mittwochs um 16:00 Uhr statt und kosten 15 Euro (Eintritt Parcours 1 zzgl. 7 Euro). Anmelden kann man sich innerhalb 17:00 Uhr des Vortags direkt im archeoParc oder telefonisch unter +39 0473 676020 oder per Email an info@archeoparc.it.