Feuer machen bei Ötzi
Heute stellen wir euch eine der Fragen vor, die uns im archeoParc am häufigsten gestellt werden: Wie hat Ötzi Feuer gemacht? Gerne lassen wir unseren langjährigen Mitarbeiter Philipp Schraut erzählen, was die Entdeckung von Ötzi am Tisenjoch so alles über’s Feuer machen in der Steinzeit verrät und dass wir uns vorstellen können, dass man damals auch andere Feuermach-Methoden wie z.B. das Feuerbohren kannte:
Ja, wie es Ötzi damals geschafft hat, Feuer zu machen, wissen wir ziemlich genau, weil man Abrieb von einem eisen- und schwefelhaltigen Stein und Zunderschwamm bei ihm gefunden hat. Mit dieser Methode – man nennt sie Feuer schlagen – zeigen wir im archeoParc stündlich unseren Gästen das Feuermachen.
Daneben gibt es aber noch unzählige andere Weisen, ein Feuer zum Brennen zu bringen, drei davon kann man im Moment in unserer Dauerausstellung sogar als Video sehen. Die vielleicht bekannteste Feuermach-Methode ist wohl das sogenannte Feuerbohren. Hierbei entsteht durch Reibung Hitze, die wiederum eine Glut erzeugt. Im Grunde genommen braucht man hierfür nur ein weiches Holzbrett und einen geraden Stab von 1-2 cm Durchmesser, dessen Inneres aus weichem Mark besteht. Von den hier vorkommenden Arten bieten sich Holunder oder Beifuß an. Trocken müssen die Hölzer natürlich auch noch sein!
Feuer bohren mit dem Handdrill
Wie ich dabei vorgehe? Zunächst einmal schnitze ich mir ein kleines Holzbrett zurecht, es sollte 4- 5 cm breit und 1- 2 cm dick sein. Es sollte etwa so lang sein, dass ich es mit einem Fuß auf dem Boden festhalten kann und noch ein wenig Platz für den Bohrer bleibt. Damit dieser nicht wegrutscht, mache ich mir eine kleine Vertiefung ins Brett. Hier wird der Bohrstab eingesetzt und zwischen den Handflächen hin und her gedreht, bis der erste Rauch aufsteigt. Dann schneide ich vom Rand eine Kerbe bis zum Bohrloch.
Wenn ich nun weiter den Bohrer drehe, sammelt sich dunkelbrauner Holzstaub in dieser Kerbe. Wichtig ist es, neben den gleichmäßigen und schnellen Drehbewegungen auch genügend Druck nach unten auszuüben. Wenn ich in Übung bin, schaffe ich es in weniger als zwei Minuten eine haselnussgroße Menge an Bohrstaub zu erzeugen und sie dann mit viel Power zum Glühen zu bringen.
Von der Glut zur Flamme
So ein winziges Häufchen Glut ist natürlich noch kein loderndes Feuer! Ich muss sie in eine Art Nest aus trockenem Heu, feinen Flugsamen und ähnlichem leicht brennbaren Material geben. Behutsamkeit ist gefragt, um die Glut nicht versehentlich zu löschen oder zu verlieren. Ganz vorsichtig blase ich in die Glut, bis das Zundernest brennt und – juhuh – ich habe Feuer gemacht!
Ob Ötzi auch mit dieser Methode mal ein Feuer gemacht hat, das wissen wir nicht. So ein Feuerzeug aus zwei Holzstücken hätte sich kaum über so lange Zeit erhalten können. Aber alle notwendigen Bestandteile hätten die Menschen der Steinzeit leicht finden können und an Geschicklichkeit hat es ihnen sicher auch nicht gemangelt.
Vielleicht habt ihr ja Lust bekommen, es selbst einmal zu probieren? Man braucht nur ein wenig Übung und etwas Hornhaut an den Händen. Schickt uns doch ein Video oder Foto an info@archeoparc.it, wenn ihr es geschafft habt! Wir freuen uns darauf!