Wie bearbeitet man Feuerstein?

Wie bearbeitet man Feuerstein?

 

Immer wieder treffen wir auf Menschen, die glauben, es genüge einfach, zwei beliebige Steine gegeneinander zu schlagen, um daraus ein Messer zu machen. Doch weit gefehlt, das Bearbeiten von Feuerstein bedarf vieler Jahre der Übung, um solch wunderbare Werkzeuge herzustellen, wie sie auch Ötzi besaß. Unser langjähriger Mitarbeiter Philipp Schraut erzählt was es zum Bearbeiten von Feuerstein so alles braucht:

Zunächst einmal braucht man dafür den richtigen Stein, nämlich Silex, der oft auch Flint oder Feuerstein genannt wird. Gute Steine wurden manchmal viele hundert Kilometer weit gehandelt, weil sie solch ein wichtiger Rohstoff waren. In Gegenden mit Vulkanen wurde oft auch Obsidian verwendet, der die gleiche glasartige Struktur wie der Silex besitzt. Um von einer großen Knolle Silex passende Stücke abzuschlagen, nehmen wir verschieden große Hammer aus runden Steinen oder aus Hirschgeweih.

 

Rassiermesserscharfe Abschläge wie sie Ötzi bei sich trug

"SilexAuf der Silexknolle suchen wir uns eine Kante, deren Winkel zwischen 60 und 80 Grad hat. Hier können wir einen gezielten Schlag platzieren, mit dem wir einen dünnen Abschlag von der Knolle abtrennen können. Das Ganze dauert nur den Bruchteil einer Sekunde, aber wir haben damit schon eine brauchbare Klinge, welche an den Kanten rasiermesserscharf ist und z.B. zum Schneiden von Leder hervorragend geeignet ist. Ötzi hatte genau so einen Abschlag bei sich, als man ihn fand.

 

Wie aus Feuerstein-Abschlägen Pfeilspitzen werden

"Silex

Was, wenn wir jetzt aber keine Messerklinge brauchen, sondern eine Pfeilspitze? Dann können wir den Abschlag mit einem sogenannten Retuscheur weiter bearbeiten. Das ist eigentlich nur eine Geweihspitze in einem Holzgriff. Aber hiermit können wir so lange winzige Splitter von unserem Silexabschlag wegdrücken, bis die Pfeilspitze die gewünschte Form hat. Auch Ötzis Dolch zeigt ganz deutlich Spuren, dass dort mit dem Retuscheur die Schneidkanten wieder nachgeschärft worden sind. Zum Glück hatte Ötzis Dolchklinge beim Auffinden noch den Griff aus Holz, sonst hätte man sie leicht für eine große Pfeilspitze halten können!

"Nachbildung

 

Hast du schon mal mit einem Silexwerkzeug gearbeitet? Etwas damit geschnitten oder ein Loch mit einem Silexbohrer gebohrt? In unserer Besucherwerkstatt bieten wir oft Kurzworkshops an, bei denen mit solch außergewöhnlichen Werkzeugen gearbeitet wird.

Schau dir unser Programm an und komm uns besuchen. Oder schreib uns an info@archeoparc.it, wenn du Fragen hast oder deine eigenen Feuerstein-Erfahrungen mit uns teilen magst. Wir freuen uns darauf!